Aus der Tiefe der Seele hat mich das Wort gerufen, das mich in meiner Nacht berührte als unbestimmte Sehnsucht. Ich folgte seinem Ruf und schritt hinein und hinab in die dunklen Verliese meines Daseins. Schreibend durchwanderte ich tiefe Täler von Verzweiflung, Verwirrung und Wahn, Scheinheiligkeit und Lüge. Von Verlangen nach wahrhaftiger Liebe getrieben schrieb ich mich tiefer und tiefer, bis erste lichtdurchwirkte und wärmende Räume meinen Weg etwas erhellten und sich vom Licht gedichtete Worte um mich rankten. Sie liebkosten meine noch unsicheren und blinden Gedanken und halfen mir schließlich, das vorgegebene Ziel zu erreichen: Hingabe an die Kunst als Werkzeug zur Findung der Wahrheit.
Diese Zustände und Erlebnisse habe ich in Gedichtform festgehalten, wodurch nicht nur leichte sondern auch schwere lyrische Kost entstanden ist. Zudem habe ich mich aufgrund meiner medialen Veranlagung mit verstorbenen Dichtern wie Paul Celan, Ernst Meister, Pablo Neruda, Ingeborg Bachmann und anderen lyrischen Koryphäen in Verbindung gesetzt, um deren Stil übernehmen zu können, bzw. habe ich für sie als Medium fungiert. Vor allem war ich fasziniert von der hermetischen Lyrik Paul Celans, die sich hier widerspiegelt.
Derartig anspruchsvolle und herausfordernde Gedichtformen führen Sprache an die Grenze ihrer Ausdrucksmöglichkeit und den Leser an die Grenze seiner sprachlichen Auffassungsgabe und Verstandesratio, da sie entweder eigentlich nicht zu beschreibende seelisch-geistige Gegebenheiten darstellen oder manche einfachen Zustände und Verhältnisse mit einem anspruchsvollen künstlerischen Sprachgewand um- und verkleiden, welche der Betrachter in tiefer Beschau durch-dringen muss, um die seelisch-geistige Essenz der Aussage erfassen zu können.
Die Art und Weise des okkulten Gedichteschreibens habe ich in Naivität zu Beginn meines Erwachens bewerkstelligt und werde es nicht wiederholen. Man sollte nie aus egoistischen Gründen spiritistisch tätig sein, da dies sowohl für den Verstorbenen als auch für das Medium zu Unheil führen kann. Nichtsdestotrotz geben auch jene dunklen Gedichte Zeug-nis von einem Leben jenseits unseres Verstandes. Durch ihre scheinbare Todessehnsucht, ihren Wahn und ihren Zweifel scheint das Licht der Hoffnung, und am fernen Horizont der Seelennacht kann man die Strahlen der aufgehenden Sonne der Liebe und Barmherzigkeit erahnen und erfühlen.
In diesem Sinne spannt dies Buch den Bogen vom Beginn meiner noch weitestgehend blinden schöpferischen Tätigkeit bis zur Zeitenwende, da sich das ewige Wort öffnete und dessen Quelle, dessen prophetischer Geist sich auftat und sich mitzuteilen begann, um meine verlorene Seele zu erfüllen mit göttlichem Licht, mit dem Wasser des Lebens, mit unvergänglicher Liebe.
Mit diesem Buch möchte ich auch das Gedicht wieder mehr in seine wahrhaftige Identität führen, so wie es mich zu meiner geführt hat im Labyrinth meiner gefallenen Seele. Um ihm den Stellenwert zu geben, den es ursprünglich und eigentlich hat:
Ein mit irdischer Sprache verhülltes Wort Gottes zu sein im Dunkel dieser gottlosen Welt, das sich denen öffnet und mitteilt, die aufrichtig nach Wahrheit suchen und nach göttlicher Liebe sich sehnen.
Einige Gedichte und Texte sind bereits erschienenen Büchern entnommen und zeigen sich hier nochmals in neuem Licht.
Samuel